Am Qualifikations-Wochenende wurde so manche große Fußball-Nation auf dem falschen Fuß erwischt: Den Teams aus Frankreich und England wird nun am Dienstag (21:00 Uhr) noch einmal im direkten Vergleich die Möglichkeit geboten, den Frust über das unlängst Erlebte herunterzuspülen.

In ihrem fußballerischen Nationalheiligtum Saint-Denis haben insbesondere die Gastgeber eine ganze Menge gutzumachen; von der jüngsten 1:2-Niederlage in Schweden werden die mittelfristigen Planungen der Equipe Tricolore schließlich erheblich verkompliziert.

 

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aktuell beste Quote Frankreich bei William Hill

 

Schienen Les Bleus nach zuvor vier in Serie gefeierten Siegen bereits auf dem direkten Weg nach Russland zu sein, haben sich nun reichlich überraschend zunächst einmal die siegreichen Skandinavier an die Spitze der Gruppe A gesetzt.

 

Frankreich schlägt sich selbst

In der mutmaßlich am stärksten besetzten Qualifikationsgruppe droht es somit nicht mehr nur den notorisch leidgeprüften Niederländern an den Kragen zu gehen; Stand jetzt steuert auch der amtierende Vize-Europameister auf ein verzichtbares Nervenspiel in den Playoffs zu.

Aus Sicht des geschlagenen Favoriten erwies es sich dabei als besonders bitter, dass die fatale Niederlage denkbar überflüssig war – in der vierten Minute der Nachspielzeit stürzte die Gäste „lediglich“ ein kapitaler Fehler von Hugo Lloris ins Verderben.

Bei einem Ausflug außerhalb des Strafraums hatte sich der erfahrene Keeper in seinem 89. Länderspieleinsatz hoffnungslos verirrt; dessen Fehlpass wurde vom sofort schaltenden Toivonen mit einem präzisen Fernschuss in den französischen Kasten verlängert.

 

Wettquoten Vergleich zu Frankreich vs. England:

Bet365 Logo Interwetten Logo Betsafe Logo Tipico Logo Bet3000 Logo Bwin Logo William Hill Logo Betway Logo
zum Anbieter zum Anbieter zum Anbieter zum Anbieter zum Anbieter zum Anbieter zum Anbieter zum Anbieter
Sieg Frankreich 1,90 1,90 1,87 1,90 1,90 1,90 1,91 1,85
Unentschieden 3,40 3,30 3,35 3,30 3,40 3,40 3,25 3,25
Sieg England 4,00 4,05 4,25 4,30 4,20 4,00 4,33 4,20

 

 

“Das war ein Katastrophenszenario.”
Frankreichs Trainer Didier Deschamps nach der Niederlage in Schweden

 

Dank der noch immer machbaren Gruppen-Konstellation mutet vorerst allerdings selbst dieser bittere Fauxpas reparabel an. Die vier ausstehenden Spiele lassen dem Team alle Möglichkeiten, die Quali aus eigener Kraft zu einem standesgemäßen Ende zu bringen.

Im Vergleich zu den punktgleichen Schweden kommt dem Weltmeister von 1998 immerhin das deutlich angenehmere Restprogramm zu Gute; gegen Holland, Luxemburg und Weißrussland kann die Equipe im Herbst etwa gleich drei Mal vom wichtigen Heimrecht profitieren.

 

Die Leistungsträger wirken müde…

Dabei dürften gerade auch die noch in etwas weiterer Ferne liegenden Termine für eine nach wie vor realistische WM-Chance sprechen – zuvor bietet sich die Sommerpause zum Tanken dringend benötigter neuer Kräfte an.

 

Video: Hugo Lloris über seinen folgenscheren Patzer beim jüngsten 1:2 in Schweden. (Quelle: YouTube/SPOX)


 

Die letzten Reserven der alten Saison hatte die französische Nationalelf allem Anschein nach bereits beim 5:0 gegen Paraguay verpulvert; nach der Giroud-Show in jenem Testspiel war es mit dem konditionellen Background in Solna nicht mehr weit her.

In Schweden hatte es die Mannschaft am Freitag nicht mehr vermocht, ihren Stiefel in gewohnter Weise herunterzuspielen; die geltend gemachten optischen Vorteile stellten sich mit fortschreitender Spieldauer zunehmend als brotlose Kunst heraus.

Dank des zwischenzeitlichen Führungstreffers war zwar auch in der WM-Qualifikation abermals auf den formstarken Giroud Verlass; andere potentielle Leistungsträger wie Pogba, Griezmann oder Payet tauchten dafür aber umso konsequenter ab.

 

 

Angesichts der zahlreichen „Ausfälle“ passte dann auch der späte Patzer von Lloris hervorragend ins Bild: Dessen unerklärlicher Aussetzer ließ erahnen, dass die französische Auswahl etwas zu früh mit der nun tatsächlich in den finalen Zügen liegenden Spielzeit abgeschlossen hat.

Diese Bestandsaufnahme lässt nun natürlich im vorerst letzten Gefecht gegen die Three Lions nicht unbedingt auf ein nochmaliges Aufbäumen schließen: Im Gegensatz dazu gehen jedoch die Wettanbieter davon aus, dass sich der Rückschlag in Schweden als ein heilsamer Schock erweist.

Favoritenquoten von knapp unter 2,0 stellen zweifelsohne darauf ab, dass es die Equipe Tricolore am Dienstag noch einmal wissen will – für einen erfolgreichen Ausstand der englischen Gäste gibt’s im Höchstfall hingegen rund den 4,3-fachen Wetteinsatz zurück.

 


 

England stählt sich im Schützengraben

Bei diesen Prognosen fällt allerdings geflissentlich unter den Tisch, dass das Mutterland des Fußballs bereits vor wenigen Tagen einen deutlich längeren Atem bewies; bei der Battle of Britain hatte auch die Mannschaft von Gareth Southgate ihren Anteil zu einer denkwürdigen Schlussphase beigetragen.

Drohte den bis dahin überlegenen Three Lions das Spiel nach einem späten Freistoß-Doppelschlag von Griffiths mit einem Male nämlich gänzlich zu entgleiten, meldete sich das Team in Gestalt von Harry Kane in der Nachspielzeit doch noch einmal zurück.

Die vom frischgebackenen Kapitän im Kasten untergebrachte Direktabnahme wendete die erste Niederlage in Schottland seit über drei Jahrzehnten ab; obendrein wurde auch die Qualifikationsserie auf nunmehr 34 ungeschlagene Partien in unmittelbarer Folge ausgebaut.

 

 

Hier schien es sich prompt bezahlt zu machen, dass Southgate in der Vorbereitung ein ziemlich unkonventionelles Programm gefahren hat; dieser schwor seine Mannen in einer Art Boot-Camp auf das prestigeträchtige Bruderduell in Glasgow ein.

Ganze zwei Tage lang hatte der Trainer seine Schützlinge im Military-Look mit 21 kg Marschgepäck durch den Südwesten Englands gescheucht; darüber hinaus sollten auch Tauchübungen und eine obligatorische Übernachtung im Zeltlager der Stärkung des Zusammenhalts dienen.

 

“Ich wollte schauen, wie sie bei schwierigen Umständen als Team funktionieren.”
Gareth Southgate hatte die Three Lions zuletzt zur militärischen Grundausbildung geschickt.

 

Mit der abgeklärten Reaktion nach der schottischen Führung hat sich das ungewöhnliche Training überraschend schnell bezahlt gemacht – wenngleich natürlich auch das gerade noch so eben gerettete 2:2 nicht ganz den ursprünglichen Vorstellungen entsprach.

 

Video: Gareth Southgate gefiel beim 2:2 in Schottland vor allem die Moral seiner Mannschaft. (Quelle: YouTube/SPOX)


 

Bleibt Frankreich ein rotes Tuch?

Mit der Punkteteilung halten die Engländer zwar die Bravehearts auch weiterhin auf Distanz; dafür wird von den sich wieder auf Schlagdistanz heranschiebenden Verfolgern aus der Slowakei und Slowenien ein umso größerer Druck entfacht.

Folglich muss auch der Weltmeister von 1966 fürchten, dass es im Kampf um die WM-Tickets im Herbst nochmals richtig spannend wird – zumal es im September und Oktober noch gegen beide unmittelbaren Verfolger zur Sache geht.

Beim anstehenden Freundschaftsspiel sieht sich die Mannschaft zunächst einmal aber in der Pflicht, mit einem ziemlich leidigen Thema abzuschließen: Vor Jahresfrist waren die stolzen Löwen schließlich noch als geprügelte Hunde aus Frankreich zurückgekehrt.

Angesichts der bereits im Achtelfinale gegen Island kassierten Schlappe stellte sich das nun beehrte Saint-Denis bei der Europameisterschaft lediglich als unerreichbarer Sehnsuchtsort heraus: Hier soll nun der Nachweis gelingen, dass man aus dem Desaster die eine oder andere richtige Lehre zog.