Seit dem freundschaftlichen 0:0 gegen Italien hatte sich die deutsche Nationalmannschaft mehr als vier Monate rar gemacht: Nach der langen Winterpause meldet sich der amtierende Weltmeister nun jedoch gleich wieder mit einem Klassiker zurück.

Wie bereits in der EM-Saison wird der Start in das „neue“ Kalenderjahr abermals mit einem Heimspiel gegen die Three Lions (Mittwoch, 20:45 Uhr in Dortmund) begrüßt – die anno 2016 bekanntlich noch einen 3:2-Erfolg aus dem Berliner Olympiastadion entführten.
 

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England will Wiedergutmachung

In jener denkwürdigen Partie bogen die Engländer einen zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand noch zu den eigenen Gunsten um. Was die Gäste bei dieser Aufholjagd vom Stapel ließen, war so ziemlich das Beste, was man in den vergangenen Jahren vom Mutterland des Fußballs zu sehen bekam.

Weil das EM-Jahr dann aber nicht die in der deutschen Hauptstadt geweckten Erwartungen erfüllte, sieht sich nun paradoxerweise der damalige Sieger zur Wiedergutmachung verdammt, dem noch immer der blamable Abschied aus Frankreich in den Kleidern hängt.

Dass der Weg bereits im Achtelfinale gegen den belächelten Debütanten aus Island zu Ende ging, hatte im vergangenen Sommer am Selbstverständnis einer ganzen Nation gekratzt – zumal die Mannschaft im Verlauf des gesamten Turniers unter ihren Möglichkeiten blieb.

Da es gegen Russland und Tschechien trotz drückender Überlegenheit jeweils nur zu einfachen Punktgewinnen reichte, wurde in der Vorrunde lediglich in der britischen Schlacht gegen den walisischen Nachbarn ein Last-Minute-Sieg verbucht.

 

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Sieg Deutschland 1,72 1,80 1,73 1,70 1,70 1,75 1,75 1,75
Unentschieden 3,90 3,50 3,85 3,80 3,80 3,80 3,75 3,80
Sieg England 5,25 4,50 4,90 4,70 4,80 5,00 4,50 5,00

 

Angesichts des fahrlässig verschenkten Gruppensiegs war es dann gewissermaßen nur konsequent, dass der Geheimfavorit vieler Experten zum Auftakt der K.o.-Runde bereits dem ersten Stolpersteinchen zum Opfer fiel.

Wenngleich man sich auf der Insel längst damit abgefunden hat, dass die eigene fußballerische Vertretung bei großen Turnieren regelmäßig versagt, hatte das Scheitern im Vorjahr doch eine gänzlich neue Qualität.

Der Frust über die erlittene Blamage wurde durch die enttäuschte Liebe nochmals verstärkt: Immerhin hatte sich die Nationalelf mit der vielversprechend bestrittenen Vorbereitung gerade erst die Sympathien der Landsleute zurückerkämpft.

Mit dem Skandal um den neu installierten Nationaltrainer Sam Allardyce wurde dieser Kredit nach der Europameisterschaft dann vollends verspielt, den eine versteckte Kamera als korrupten Amts- und Würdenträger entlarvte.

 


 

Der unvermeidliche Rücktritt von Allardyce hat möglicherweise jedoch sogar einen etwas befähigteren Coach auf den Schleudersitz gespült. Der zuvor für den Nachwuchs verantwortliche Gareth Southgate wurde schon seit längerer Zeit als größter Hoffnungsträger gehandelt.

Dessen bisherigen Arbeitsnachweise ließen zunächst aber noch offen, ob der 46-Järhige tatsächlich zum Wundermacher taugt; namentlich die ersten beiden Pflichtspiele gegen Malta (2:0) und in Slowenien (0:0) deuteten vielmehr auf einen gewaltigen Berg an Arbeit hin.

Umso bedeutsamer war es für Southgate, dass danach ausgerechnet das prestigeträchtige Derby gegen Schottland eine kleine Leistungsexplosion zu sehen bekam; auch mit dem freundschaftlichen 2:2 gegen Spanien zum Jahresabschluss konnten dann alle Beteiligten sehr gut leben.

 

 

Dennoch drohen sich nun schon im Zuge der WM-Quali neuerliche Schwierigkeiten zu ergeben. Wenngleich die Three Lions vom Start weg die Tabellenführung übernommen haben, lauern die Verfolger aus Slowenien und der Slowakei nur auf den nächsten Fehler.

Folgerichtig findet das wichtigste Duell der Woche nicht im Olympiastadion statt – vielmehr muss vier Tage später ein Heimsieg gegen Litauen dafür Sorge tragen, dass der Weltmeister von 1966 nicht bereits auf dem Weg nach Russland in stürmisches Fahrwasser gerät.

 

DFB-Elf in WM-Quali bislang fehlerlos

Eine etwas andere Prioritätensetzung kann sich dagegen die DFB-Auswahl gestatten, der die Qualifikationsgruppe C nichts Aufregendes zu bieten hat. Schon die ersten vier Auftritte genügten, um alle ohnehin nur theoretischen Zweifel am Gruppensieg zu zerstreuen.

 


 

Mit souveränen Machtdemonstrationen wurden den vermeintlich gefährlichsten Herausfordern aus Norwegen, Tschechien und Nordirland bereits im vergangenen Herbst klar die Grenzen aufgezeigt: Vier Siege sowie das Torverhältnis von 16:0 bezeugen die unantastbare deutsche Dominanz.

Diese sollte in wenigen Tagen nun auch für einen standesgemäßen Auftritt in Baku bürgen. Obwohl sich Aserbaidschan im Kampf um die Playoff-Teilnahme bislang hervorragend schlägt, scheint der vierfache Weltmeister nun um einige Nummern zu groß zu sein.

Aufgrund der frühzeitig geklärten Verhältnisse macht sich Jogi Löw wohl oder übel auf ein verdammt langweiliges Pflichtspiel-Jahr gefasst, in dem deshalb umso mehr die Testspiele dafür sorgen sollen, dass das eigene Ensemble ab und an doch einmal etwas gekitzelt wird.

 

“Solche Begegnungen wünscht sich doch jeder – die Fans genauso wie die Spieler.”
Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff freut sich über jeden nennenswerten Test.

 

 

Folglich ist es sicherlich kein Zufall, dass es demnächst gegen etliche Mannschaften zur Sache geht, gegen die man noch eine Rechnung offen hat (England, Australien, Kamerun) – auch gegen die erneut geladenen Chilenen machten die deutschen Kicker vor drei Jahren keine gute Figur.

Allerdings dürften Jogi Löw vor all diesen Duellen keine unterschwelligen Rachegelüste zu unterstellen sein. Schließlich ist mittlerweile zur Genüge bekannt, dass der Bundestrainer gegen gelegentliche Fehltritte in den Testläufen überhaupt nichts einzuwenden hat.

Mit abenteuerlichen Aufstellungen und taktischen Sperenzchen werden enttäuschende Auftritte vielmehr immer wieder bewusst herbeizitiert: Um die Lernprozesse voranzutreiben, nimmt der 57-Jährige selbst ehrenrührig anmutende Ergebnisse gern in Kauf.

Folglich ist davon auszugehen, dass sich Löw nun auch gegen England nicht für das Austesten der obersten Leistungsgrenze interessiert: Möglicherweise wird sich erst im kommenden Sommer in Russland zeigen, wofür das am Mittwoch Erprobte gut gewesen ist.